Keine losen Enden! Warum Sie Open Loops vermeiden sollten

Ist Ihnen das schon mal passiert? Sie sind gerade dabei, einen Artikel zu schreiben. Es läuft richtig gut, ein Gefühl von Flow stellt sich ein. Doch ein Telefonklingeln reißt Sie aus den Gedanken und aus dem Schreibfluss. Nach dem Gespräch sind Sie raus, was Sie schreiben wollten, tritt in den Hintergrund. Zwar wollen Sie noch an dem Artikel weiterschreiben, doch der Gesprächspartner hatte ein Thema mit Dringlichkeit, die Sache soll bis morgen fertig sein – und Sie kriegen das neue Thema nicht aus dem Kopf. Und so schließen Sie die Datei, legen den Artikel erstmal beiseite. Doch am nächsten Tag kommen sie auch nicht dazu, es kommt so vieles dazwischen…. Und so schlummert dieser halbfertige Artikel in der Ablage, bis er in Vergessenheit geraten ist. Und schon ist eine halbe Sache entstanden, die nicht fertig geworden ist.

Ständige Unterbrechungen

Wir werden ständig abgelenkt. Konzentration fällt schwer. Hereinkommende E-Mails, der Benachrichtigungston von WhatsApp, die Kollegen, die mit uns etwas besprechen wollen. Vieles fordert unsere Aufmerksamkeit. Doch es bringt uns nicht ans Ziel, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das lenken, was andere von uns wollen und womit wir von außen konfrontiert werden.

Zerstreutes Tun

Zwar gleichen wir normalerweise das Hin- und Herspringen zwischen Nachrichten, E-Mails und To-Dos aus, indem wir versuchen, alles gleichzeitig hinzukriegen. Doch die Zeiten, in denen wir uns mit einer anstehenden Aufgabe voll und ganz beschäftigen werden immer seltener. Fragen Sie sich: Wann sind Sie zuletzt im Flow längere Zeit an einer Aufgabe drangeblieben?

Vermeiden Sie lose Enden!

Unterbrechungen kosten uns Zeit. Nach jeder Unterbrechung brauchen wir bis zu 11 Minuten, um wieder in das Thema zurückzufinden. Der sogenannte Sägezahneffekt stellt sich ein, wenn sich das Stop-and-Go summiert. Doch viel schlimmer noch: Wir bringen viele Dinge nicht zu Ende. Wir lassen ein angefangenes Projekt liegen und machen nicht weiter. Das ist fatal. Denn halbfertige Dinge sind sogenannte „Open Loops“.

Open Loops sind ein psychologisches Phänomen. Lose Enden lösen den sogenannten Zeigarnik-Effekt aus: dieser besagt, dass Menschen sich an unterbrochene oder unfertige Dinge mehr erinnern als an fertiggestellte Dinge. Wenn sich unfertige Dinge häufen, führt das zu Erschöpfung und zu einem Gefühl von Stress und Überforderung. Halbfertige Dinge machen uns also nicht erfolgreich, sondern tragen zu einem Gefühl von Unzufriedenheit, Stress und mangelnder Selbstwirksamkeit bei. „Schließen Sie das lose Ende!“ rufe ich Ihnen daher zu. Und auch in meinen Kursen zum Zeit- und Selbstmanagement gebe ich diesen Tipp.

Beispiele für Open Loops:

  • Sie fangen an, einen Artikel zu schreiben, hören aber plötzlich mittendrin auf. Stattdessen checken Sie Ihr Handy ohne Grund. Sie öffnen Facebook oder LinkedIn und verlieren sich im Stream.
  • Sie probieren eine neue Sportroutine aus. Zwei Tage später lesen Sie von einem anderen „neuen“ Fitnessprogramm und probieren das zwischendurch aus. Sie machen kleine Fortschritte in beiden Programmen. Doch dann beginnen Sie schon wieder, nach etwas Besserem zu suchen.
  • Sie werfen einen schnellen Blick auf E-Mails in Ihrem Posteingang, während Sie mit jemandem telefonieren.
  • Sie beginnen voller Enthusiasmus einen Schal zu stricken, doch mittendrin hören sie auf und lassen das angefangene Strickstück liegen.

Welche Open Loops haben Sie?

Unabhängig davon, wie und wodurch diese losen Enden entstehen, das Ergebnis ist immer dasselbe: Nie widmet man sich ganz und mit längerer und voller Konzentration der Aufgabe und es dauert doppelt so lange, bis man zum Ergebnis kommt. Wenn sich offene Dinge häufen, führen sie zu höherer Belastung.

Wirklich konzentriert – ergibt hundert Prozent

Halbfertige Aufgaben sind übrigens auch der Grund, weshalb Sie am letzten Tag vor dem Urlaub (wo Sie sich richtig konzentrieren und zügig dranbleiben) so viel mehr schaffen als in den zwei Wochen davor (in denen Sie ständig abgelenkt sind).

Produktiver arbeiten durch Zeitblöcke

Natürlich kenne ich lose Enden auch aus eigener Erfahrung! Zum Beispiel habe ich bei diesen Blogbeitrag in drei Zeitblöcken an unterschiedlichen Tagen geschrieben. Absolut nicht ideal! Denn jedes Mal brauchte ich wieder Anfangsschwung, um wieder „reinzukommen“. Es lässt sich also nicht immer vermeiden, dass wir Aufgaben zerteilen. Doch wesentlich ist, dass wir dann dranbleiben! Für solche Arbeiten, die längere Zeit brauchen – und bei denen es schon vorher abzusehen ist, dass wir sie in mehreren Etappen erledigen müssen, besteht der Trick darin, Zeiträume zu blocken – zum Beispiel zwei Stunden oder täglich eine „goldene halbe Stunde“.  In diesen Zeitblöcken arbeite ich dann konzentriert an einem Thema – und alles andere bleibt rigoros ausgeschaltet.

Benachrichtigungen ausschalten

Für wichtige Aufgaben sind längere Zeitblöcke erforderlich, halbe oder ganze Tage. Wenn ich beispielsweise ein wichtiges Konzept oder ein Seminar bearbeite, bleibe ich mehrere Stunden (oder sogar einen ganzen Arbeitstag) an diesem einen Thema, um richtig tief einzutauchen und in der Materie drin zu sein. Ablenkungen dürfen dann nicht die Konzentration stören. Dazu deaktiviere ich die Benachrichtigungen bei meinen E-Mails und vermeide es um jeden Preis, Facebook oder andere Social Media Kanäle überhaupt zu öffnen. Hilfreich sind dazu beim Arbeiten Apps wie zum Beispiel Forest, die uns davon abhalten, auf dem Smartphone Whatsapp oder Messenger zu checken.

Fokussiert Arbeiten

Das vollständige Ausschalten von Benachrichtigungen und das Vermeiden von Ablenkungen sind der beste Weg, um in eine tiefe, fokussierte Arbeit einzusteigen und fragmentierte Sitzungen zu vermeiden, in denen nur halbe Sachen entstehen. Ein großer Pluspunkt ist übrigens, dass man am Ende ein fertiges Ergebnis steht. Ja, es hat einen ganzen Tag gedauert, aber am Abend steht das Webinar oder der Vortrag. Und es ist eine runde Sache.

Mich interessiert es sehr, wie Sie über diese Frage denken:

• Was würde sich ändern, wenn Sie sich vornehmen, keine Open Loops mehr zu produzieren?

Schreiben Sie mir einen Kommentar, welche Tipps Sie haben, um keine Open Loops entstehen zu lassen.

Wie achtsames Lasagne-Essen glücklicher macht

Herzlichen Dank an Susanne Lindenthal, Ernährungsberaterin und TCM-Expertin, die zu einer

Blogparade „Das Lasagne-Konzept: Deine fabelhafte Geschichte zu Lasagne“

eingeladen und mich zu diesem Artikel inspiriert hat.


Schneller heißt nicht immer besser

Hast du auch schon mal einen Teller Nudeln in dich hineingeschaufelt und warst hinterher überrascht, wie schnell der Teller leer war? Mir ist das tatsächlich neulich passiert. Das Essen war vorbei, ohne dass ich es gemerkt hatte. Der Teller war leer. Ich war voll. Doch ich fühlte mich matt, anstatt energiegeladen und zufrieden.

Schnell essen. Schnell leben. Mein Lebenstempo ist auf der Überholspur – ich bin meistens schnell unterwegs und verzehre deshalb auch mein Essen im Eiltempo. Ich mag mein Leben in dieser Geschwindigkeit. Doch beim Essen tut Eile nicht gut. Eine Mahlzeit soll Genuss und Energie bringen. Und dafür braucht es Achtsamkeit.

Wenn das Essen nebenbei passiert, versäumen wir etwas
Wie wir essen, ist ein Spiegel unseres Alltagslebens. Wenn der Alltag so schnell an uns vorbeirast, dass alles nur noch mit Routine abläuft, dann haben wir auf Autopilot geschaltet. Wir tun jeden Tag dasselbe – ohne darüber nachzudenken. Das gilt auch für das Essen, das wir nebenbei in uns hineinstopfen, ohne es wirklich zu beachten. Einerseits entlastet uns das. Doch andererseits versäumen wir etwas. Und das ist wirklich schade. Denn wir sind umso glücklicher, je mehr Abwechslung wir in unserem Alltag erleben. Je bewusster wir den Moment erleben. Und je achtsamer wir jeden einzelnen Augenblick auskosten.

Unsere Sinne schulen
Unsere Sinne – Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen – sind dabei unsere stärksten Verbündeten. Durch unsere Sinne erfahren wir die Welt. Wollen wir also unsere Sinne mal wieder richtig bewusst einsetzen, wenn wir ein leckeres Essen auf dem Tisch haben?

Genuss üben mit Lasagne
Die gute Nachricht: Nudeln schnell herunterschlingen – mit Lasagne kann das zum Glück nicht passieren! Denn Lasagne ist anders. Sie kommt superheiß und dampfend auf den Tisch. Und so lädt sie nicht nur zum Abwarten und zur Vorsicht ein, sondern macht durch ihren Auftritt klar, wie wichtig es ist, dass wir ihr mit achtsamer Aufmerksamkeit begegnen. Und sie zunächst vorsichtig pustend, dann ganz mit Respekt vor ihrer Hitze, häppchenweise schmecken und genießen.

Ein Experiment
„Mach mal eine Kleinigkeit anders, bei deinem nächsten Nudelessen“, beschloss ich also. Und dachte auch tatsächlich daran, als ich bei „La bella vita“, meinem Lieblingsitaliener, eine Lasagne bestellte, ganz in dem Wissen dass sie hier ganz nach meinem Gusto sein wird, heiß und cremig, sanft auf der Zunge und doch kräftig im Geschmack.

Dem Essen achtsam begegnen
Und da ist sie nun, meine herrliche Lasagne – dampfend und duftend steht sie vor mir, in ihrer viereckigen Auflaufform. Doch nun mache ich etwas anders: Bevor ich den ersten Bissen zu mir nehme, denke ich daran, dass ich ihr wirkliche Aufmerksamkeit widme. Ich halte einen Moment inne und schaue sie mir an. Nehme wahr, was ich sehe.

Etwas hügelig sieht sie aus mit ihrem Rand, der ein wenig tomatenrot leuchtet. Mit der gelben Schicht oben und kleinen Stellen in knusprigem Braun oder Beige. Es dauert nur wenige Sekunden und ich merke schon, wie die Vorfreude steigt.

Mit allen Sinnen genießen
Dann konzentriere ich mich auf den Geruchssinn. Nehme den Duft wahr, der von dem zerschmolzenen Käse, den Tomaten und Nudeln aufsteigt. Schnuppere und merke einen Moment, was für eine einzigartige Mischung vor mir auf dem Tisch steht.

Düfte beeinflussen unsere Stimmung
Gerüche lösen häufig intensive Gefühle und Erinnerungen bei uns aus. Zum Beispiel erinnert der Duft von Vanille mich an die Kindheit, weil ich als Kind immer mit meiner Mutter Kekse gebacken habe… oder der Duft nach Veilchen – weil meine Oma so gut danach gerochen hat… Beschäftigen wir uns mit Gerüchen, so gehen wir immer auch auf eine Reise durch unser Leben. Düfte bringen uns zum Träumen und beeinflussen unsere Stimmung. Der Geruchssinn führt uns in unser Innerstes.

Wer mit offenen Sinnen durchs Leben geht, dem eröffnen sich Wunder über Wunder.
(Ernst Ferstl)

Geruchssinn weckt Erinnerungen
Und wie duftet sie nun, die Lasagne, die da auf dem Tisch steht? Leicht süß-säuerlich mit dem Geruch von Tomaten. Mit einer kräftigen Nuance von Parmesan. Und da ist er auch, der leichte Hauch von Basilikum, der mich an meinen letzten Italienurlaub erinnert.

Mit allen Sinnen schmecken
Jetzt möchte ich aber endlich essen, meldet sich die Ungeduld! So freue ich mich, dass ich den ersten Bissen von meiner köstlichen Lasagne genießen kann. Und während ich den Bissen auf der Zunge zergehen lasse, erfreue ich mich an dem vielschichtigen Geschmackserlebnis.

Wir nehmen viel mehr wahr als nur den Geschmack
Das Spannende ist ja, dass wir beim Essen viel mehr wahrnehmen können als nur den Geschmack an sich! Ein Geschmackserlebnis soll sich vor allen auch gut anfühlen. Eine Praline muss zart schmelzend und cremig auf der Zunge zergehen. Ein Schluck Prosecco muss prickeln. Ein Löffel Meerrettich soll brennend scharf sein. Und die Lasagne? Auch sie hält verschiedene Nuancen für uns bereit: Mit ihrer cremigen Käseschicht, ihren weichen oder festen Nudelstückchen und der Füllung, die je nach Innerem fest oder sogar bissfest sein kann.

Neue Erfahrungen machen
Mit diesem Genuss der Lasagne, den wir hier wie ein Restauranttester zelebrieren, können wir uns selbst Erfahrungen schenken, an deren Existenz wir niemals gedacht hätten. Denn jeder Sinn hält Abenteuer für uns bereit, schenkt unserem Leben Farbe, Freude und Vielfalt. So entdecken wir ganz neue Erlebnisse, mit denen wir aus der Routine herauskommen. Diese kleinen Erlebnisse geben uns Kraft der Achtsamkeit und machen uns zufriedener im Alltag.

Und so ist meine achtsam genossene Lasagne der Auftakt für mehr Achtsamkeit beim Essen – nicht nur bei Lasagne, Nudeln und Pizza – sondern beim Essen an sich.

Probierst du es bei deiner nächsten Lasagne auch mal aus?

Vielleicht möchtest du es ausprobieren und bei deiner nächsten Lasagne auch einmal auf deine Wahrnehmung achten. Wie war es?

Hast du deine Lasagne mit allen Sinnen genossen?

Woran erinnerst du dich am liebsten?

Hmmm…..